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Rundbrief März 2023

Wir laden Sie ein in den neusten Rundbrief von Voz do Cerrado einzutauchen. 

Zudem finden sie hier den vollständigen im Rundbrief erwähnten Text von João Victor Siqueira Soares, Chapada do Norte, 3. Schuljahr EFAV

Die Sicht eines jungen Menschen auf die öffentliche Politik für landwirtschaftliche Familienbetriebe in Brasilien.


Die öffentliche Politik für bäuerliche Familienbetriebe in Brasilien erlangte 1995 grosse Bedeutung mit der Schaffung des Nationalen Programms zur Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe (PRONAF), welches staatliche Mittel für produktive Projekte in Familienbetrieben zur Verfügung stellt. PRONAF ist nach unterschiedlichen Kreditlinien organisiert. Das Programm ermöglicht den Landwirten*innen einen Zuschuss zu erhalten, der von der Summe der Finanzierung abgezogen wird. Bei Wasser-Projekten ist dieser Zuschuss höher als bei anderen Projekten. In Brasilien gibt es weitere öffentliche Massnahmen, die Landwirt*innen die Möglichkeit geben, ihre Produkte zu vermarkten, d. h. neue Märkte für bäuerliche Familienbetriebe zu schaffen. Dazu gehört beispielsweise das Lebensmittelkaufprogramm (PAA) und das nationale Schulspeisungsprogramm (PNAE). In beiden Programmen ist ein Anteil an Produkten aus der Familienlandwirtschaft vorgeschrieben. Diese Massnahmen zielen darauf ab, den Verbleib der Familien auf dem Lande zu stärken und junge Menschen direkt zu ermutigen, die Nachfolge auf dem Lande anzutreten. Andererseits haben Landwirt*innen, vor allem junge Bauern und Bäuerinnen, Schwierigkeiten, wenn es darum geht, sich für den Zugang zu diesen Programmen zu qualifizieren. Bis 2021 wurde ein Dokument genannt DAP verwendet, welches relativ einfach zu erhalten war. Ab 2022 trat nun das Register für Familienlandwirt»innen (CAF) in Kraft, das eine grosse Bürokratie erfordert, um das Dokument zu erhalten. Eines der grössten Probleme, welchem die Landwirt*innen begegnen, wenn es um den Erhalt dieser Dokumente geht, ist die Registrierung ihres eigenen Landes. Die meisten Bauern und Bäuerinnen haben von ihren Verwandten ein Stück Land geerbt, das in den meisten Fällen nicht registriert ist. Diese Tatsache bringt uns zurück zu einem historischen Problem der brasilianischen Bauernschaft, nämlich der gewohnheitsmässigen Nutzung von Land. Die fehlende Legalisierung von Landbesitz führt zu grossen Schwierigkeiten für Junglandwirt*innen, die aufgrund fehlender Papiere nicht an den Programmen zur Stärkung der landwirtschaftlichen Familienbetriebe teilnehmen können. Ausserdem gibt es in Brasilien im Allgemeinen wenig Anreize für die Einbeziehung junger Menschen in die landwirtschaftlichen Familienbetriebe.
Schliesslich ist es wichtig, auf die Notwendigkeit hinzuweisen, den Prozess der Ausgestaltung der öffentlichen Politik für die landwirtschaftlichen Familienbetriebe zu ändern. Junge Menschen müssen in diese Prozesse einbezogen und sichtbar gemacht werden. Über die Nachfolge im ländlichen Raum nachzudenken bedeutet, der bäuerlichen Bevölkerung und der bäuerlichen Jugend mit Wertschätzung zu begegnen.

João Victor Siqueira Soares, Chapada do Norte, 3. Schuljahr EFAV

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João Victor Siqueira Soares, Chapada do Norte, 3. Schuljahr EFAV

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