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März 2018

Zu Besuch bei CAV und EFAV

Morgens um halb fünf kommen wir an in Turmalina, übliche Ankunftszeit, unsere Gastgeber Fabiana und Davson stören sich nicht daran und empfangen uns herzlich bei sich zu Hause. Nach einer kurzen Ruhepause geht es los auf den Samstagsmarkt, um eine Vielzahl von Bäuerinnen und Bauern wiederzusehen. Ob die Kühlboxen für den Fleischverkauf, welche dem vom CAV gegründeten Marktverein in einem staatlichen Projekt noch vor unserer Abreise im 2017 zugesprochen wurden, installiert sind? Leider nicht, müssen wir feststellen. Ademilson, Mitarbeiter des CAV klärt uns auf. Der Bürgermeister blockiert das Projekt aus politischen Gründen: Neid und Angst vor allzu grossem Einfluss. Nicht zu Unrecht sagen viele Bauern und Bäuerinnen nämlich „das CAV ist unser Bürgermeister“. Nichts Neues für das CAV, das aber trotzdem nicht müde wird, die lokalen Gemeindeverwaltungen auf ihre Pflichten und Verantwortungen hinzuweisen. Es hat viel geregnet in den vergangenen Monaten, das Angebot auf dem Markt ist gross und es fällt uns schwer, nur ganz wenig einzukaufen – wir werden ja nicht lange bleiben. An den kommenden vier Tagen folgen viele Besuche auf den umliegenden Bauernhöfen, Besichtigungen der realisierten Projekte und Sitzungen mit CAV und EFAV.

Das Team empfängt uns am Montagmorgen mit einem herrlichen Frühstück, einer Willkommensrede unserer ehemaligen Arbeitskollegin Sueli und überrascht uns mit einem Geschenk – einer bestickten Holzschachtel, gefüllt mit Süssigkeiten. Danach geht’s los zur Landwirtschaftsschule. Die vielen neuen Köpfe im Lehrerteam überzeugen uns sehr – junge engagierte Menschen, fast allesamt Töchter und Söhne von Bauernfamilien aus der Umgebung – sie wissen genau wovon sie sprechen. Neben der Besichtigung des durch Voz do Cerrado finanzierten Schlafsaals, der fast fertig gebaut ist, gibt vor allem die politische Situation zu reden. Unter der aktuellen Regierung Temer, verlieren die Landwirtschafts-schulen EFA, mit ihrem alternativen Schulmodell, immer mehr an Unterstützung. Die staatlichen Beiträge werden nur unregelmässig und mit grossen Verspätungen ausbezahlt. Die EFA von Veredinha musste auch im letzten Jahr wieder ein Darlehen aufnehmen, um den Schulunterricht aufrecht erhalten zu können. Zum Glück hat sie im CAV einen verlässlichen Partner, was vielen anderen EFA’s fehlt, die dadurch die Türen schliessen müssen. Uns ist klar, dass wir die politischen Geschehnisse eng mitverfolgen werden, um die EFAV wenn immer nötig in ihrem Bemühungen für eine erfolgreiche Zukunft zu unterstützen. Eine Überraschung wartet auf Thaís, sie wird gleich in die Feierlichkeiten zum Tag der Frau eingebunden und muss für die SchülerInnen eine kleinen Workshop leiten.

Am Dienstag besuchen wir Dona Antônia und Seu Joaõzinho, welche eine Kleinkläranlage von Voz do Cerrado erhalten haben. Die beiden, wohl oft einsam, schwärmen von der tollen Woche, während der sich ihr Haus mit vielen Menschen füllte, die sich alle am Bau der Anlage beteiligten. Wie ein schöner Garten sieht die Kleinkläranlage aus. Nur ein paar Rohre lassen darauf schliessen, dass unter den gepflanzten Bananenstauden ein Gärungsprozess stattfindet. Bevor wir die beiden verlassen, ruft Dona Antônia uns ins Haus. Unter Tränen überreicht sie uns einen bedruckten Teppich – als kleines Dankeschön für all das, was Voz do Cerrado für sie und ihre Familie gemacht hat. Wir sollen sie bitte nie vergessen.

Und genau das nehmen wir von den fünf Tagen in Turmalina im Jequitinhonha-Tal vor allem mit: wir wollen die Menschen in dieser abgeschiedenen Gegend nicht vergessen und uns gemeinsam mit ihnen für ihre Zukunft einsetzen.

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